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„Wir! Gestärkt, gesund und informiert durch den Alltag“ – Pädagogischer Tag 12./13.12.2018

Resilienz und Vulnerabilität – klingt bedrohlich und schwer aussprechbar, nicht wahr? Was hat das mit einem Pädagogischen Tag zu tun? Klingt eher nach dem Motto eines Ärztekongresses. Aber auch in diesem Schuljahr war es wieder ein wichtiges Anliegen der Schulleitung der Karl-Spohn-Realschule, in einer neuen, anderen und gemütlichen Umgebung dem Kollegium neue Eindrücke zu vermitteln. Das Motto lautet „Wir! Gestärkt, gesund und informiert durch den Alltag!“

Nach dem Unterrichtsende um 11.15 Uhr, erfolgte die Hinfahrt zum Haus auf der Alb in Bad Urach. Nach einer kurzen Stärkung bei einem Mittagessen und dem Bezug der Zimmer stand der heutige Tag unter dem Zeichen des „Team-Building“. Tom Mittelbach, Fortbilder des Staatlichen Schulamts Biberach, stellte verschiedene Übungen vor, die auch die Teamfähigkeit von Lehrern verbessern konnten. Vor den Übungen stellte er eine interessante Frage: „Wie teamfähig sind Sie?“ Unsere Kollegen konnten zwischen vier Plätzen im Zimmer wählen:  „Spontan“, „Organisiert“, „Einzelkämpfer“ oder „Wir“; man konnte sich auch zwischen den Plätzen positionieren. Dabei kamen z.T. interessante Selbsteinschätzungen heraus. Durch die Übungen sollte nun die Teamfähigkeit verbessert werden und man konnte/durfte nach jeder Übung seine Meinung äußern.

1.Übung: der „Stuhlkreis“; alle stehen auf, treten hinter ihren Stuhl und kippen ihn nach vorne; alle Stühle bilden einen Kreis, wobei sie sich nicht berühren dürfen. Die Kollegen halten ihren Stuhl an der Rückenlehne fest. Ziel ist: Das ganze Kollegium bewegt sich einmal komplett im Kreis. Dabei greift man beim Vorwärtsgehen die Lehne des nächsten Stuhls. Kein Stuhl darf umfallen, sonst müssen alle an die Ausgangsposition zurück und es beginnt von vorne. Nach mehreren Versuchen gelang es, aber erst, als ein Kollege das „Kommando“ übernahm.

2.Übung: die „Zahlenzettel“; der Boden wird mit Blättern ausgelegt, mit der Zahl nach oben. Ziel: Wie kann man als Gruppe es so organisieren, wer sich welche Zahl wo wie merkt? Denn danach werden die Zettel umgedreht und jeder muss „seine“ Zahl aufdecken. Das klappte beim 2.Anlauf wunderbar.

Als „Zwischenübung“ gab es ein Training für beide Gehirnhälften: Eine Lehrkraft nimmt auf einem Stuhl Platz, während drei andere Lehrkräfte versuchen, die sitzende gleichzeitig zu beeinflussen: eine Lehrkraft stellt permanent Fragen zur Mathematik (z.B. 7 x 4), die zweite Fragen zu Farben (z.B. Welche Farbe hat dein Auto?) und die dritte schneidet Grimassen. Die sitzende Lehrkraft soll die Fragen gleichzeitig beantworten, ohne sich von den Grimassen ablenken zu lassen. Danach wechseln die Lehrkräfte sich ab. So würden alle Teile des Gehirns „trainiert“ werden.

3.Übung: die „Truhe im See“; die Aufgabe: eine Truhe muss aus einem giftigen See herausgefischt werden. Ziel: Wer macht was? Relativ schnell wurde auch diese Aufgabe gelöst.

4.Übung: der „Kuhabtrieb‘“; einigen Lehrkräften werden die Augen verbunden und übernehmen die Rolle der Kuh auf einer Alm. Andere Lehrkräfte bilden die Gruppe der Hirten. Ziel: Wie schafft man es als Gruppe, die Kühe in den Stall zu führen, ohne mit ihnen zu sprechen? Nur Berührungen und Geräusche (z.B. Pfeifen) sollen helfen, das Ziel zu erreichen. Auch diese Übungen erfolgt relativ rasch, auch wenn das Verhalten einiger Kollegen als Kühe oder Hirten sehr erheiternd wirkte.

Der 2.Tag begann mit einem Vortrag über Resilienz und starke Psyche, vorgetragen von Tim Scharff, Berater für Gesundheitsmanagement des B.A.D.-Zentrums Stuttgart. Was ist „Resilienz“? Das Wort hat einen lateinischen Ursprung (resilive = zurückspringen) und darunter versteht man eine Art psychische Widerstandsfähigkeit bzw. die Fähigkeit, mit einer Situation umgehen zu können, ohne dass seelische Schäden zurückbleiben oder dass man psychische Nöte und Konflikte erleidet. Er erklärte, dass es verschiedene Krisen gäbe, die die Vulnerabilität (=psychische Verwundbarkeit) beträfen: normative Krisen (Krisen, die „kommen“, z.B. Schule, Pubertät, Alter, Tod…) und nicht-normative Krisen (Krisen, die „unvorhersehbar“ seinen, z.B. Unfälle, Verletzungen…). Im Schnitt würde ein Mensch 80000 Gedanken am Tag haben, davon seien 20000 Entscheidungen. Diese wiederrum wären unterteilt in 95% unbewusst und 5% bewusste Entscheidungen.

Der sehr informative, mit vielen Zitaten – „Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“ (Martin Buber) – unterlegte, kurzweilige Vortrag mündete in die Vorstellung der „7 Faktoren zur Widerstandsfähigkeit“: 1)Optimismus (positive Sichtweise, aber kein Selbstbetrug); 2)Akzeptanz (Einsicht, Geduld, Selbsterkenntnis); 3)Lösungsorientierung (Probleme anerkennen, verschiedene Optionen als Grundlage für sinnvolle Lösungen ansehen); 4)Verantwortung übernehmen (keine Schuldzuweisungen, aktiv werden); 5)Selbstreflektiertes Handeln (auf eigene Bedürfnisse achten, Selbstbestimmung beeinflussen); 6)Soziale Beziehungen pflegen (auf Menschen zugehen, Freunde, Kollegen wertschätzen, in Kontakt treten) und 7)Zukunft gestalten (Vorausdenken, Lebensträume, Offenheit, Absichten umsetzen). Den Schluss des Vortrags bildete ein Zitat von Albert Camus: „Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt!“.

Nach einer kurzen Kaffeepause begaben sich die Kollegen in die Workshops A, B oder C, für die sich vorher in der Schule angemeldet hatten: Gehirnfitness (A), Mentale Stressprävention (B) oder Gemeinsam stark: Resilienz im Kollegium (C). Bei A sollten durch bestimmte Übungen Körper und Gehirn trainiert werden. Bei B werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man durch bestimmte Gedankengänge Stresssituationen erkennt und damit umgeht. Bei C werden praktische Einzelübungen und Reflexionen vermittelt, wie man sich in einem Kollegium einbringen und bei allen Herausforderungen seine individuelle psychische Gesundheit schützen kann.

Die Themen Inklusion (integrativer Unterricht mit Schülern, die besondere Schwierigkeiten und Bedürfnisse im Schulalltag haben) und die Hauptschulabschlussprüfung (2019/20 werden an der Karl-Spohn-Realschule die ersten G-Niveau-Schüler ihre Prüfung ablegen müssen) standen auf der Tagesordnung nach dem Mittagessen. In beiden Punkten wurde das Kollegium umfassend informiert und konnten Meinungen äußern bzw. Fragen stellen.

Den Abschluss des Pädagogischen Tages bildete eine Evaluation (=Urteil, wie man diese beiden Tag beurteilt), die Verabschiedung und die Abreise. Denn morgen würde wieder der Alltag herrschen.

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