„Herr Guther war ein Guter“. oder „Der gute Karl Guther.“
Sätze wie diesen hört man Schülerinnen und Schüler, aber auch Kolleginnen und Kollegen sagen, wenn sie sich an Karl Guther erinnern. Der ehemalige Kollege der Karl-Spohn-Realschule ist am 28. Dezember 2023 im Alter von 82 Jahren verstorben.
Es scheint so, als hätte Karl Guther Vieles sehr richtig gemacht, als Lehrer, als Kollege, offenbar aber vor allem als Mensch.
Viele Menschen wurden von ihm geprägt, in erster Linie unzählige Schülerinnen und Schüler in 33 Jahren Lehrertätigkeit im Schuldienst Baden-Württembergs.
Er selbst bezeichnete sich (in einem von ihm verfassten Dokument) als „Sohn einfacher, ehrlicher Bauersleute“.
Nach insgesamt nur 11 Schuljahren machte er sein Abitur.
Dann – nach einem beruflichen Zwischenstopp bei der Deutschen Bundesbahn – trat er sein Studium in Würzburg und München an, war Assistent in Glasgow, Schottland, offenbar zusammen mit der Familie, war Erzieher in einem Heim für Schwererziehbare und Geistigbehinderte und schloss mit dem Referendariat seine Ausbildung zum Realschullehrer ab.
Und so startete er im Jahr 1971 an der Karl-Spohn-Realschule und unterrichtete zunächst die Fächer Englisch und Sport.
Früh schon zog es ihn für ein Austausch-Lehrer-Programm nach Frankreich, was schließlich zu einer Erweiterungsprüfung im Fach Französisch führte.
Anfang der 90er-Jahre erweiterte er erneut seine Lehrbefähigung, dieses Mal im Bereich der Datenverarbeitung und Informatik.
Den Erfolg aller bisherigen Bestrebungen krönte dann in den 90er Jahren eine insgesamt dreieinhalb Jahre lange Tätigkeit als Konrektor einer Realschule in Wilhelmsdorf am Bodensee
Zur Jahrtausendwende (zurück in Gerhausen, aber bereits im Alter von fast 60 Jahren!) wurde er schließlich noch Multi-Mediaberater der Schule UND selbst noch im Jahr seiner Pensionierung führte er eine Abschlussklasse zur Mittleren Reife
Ich sprach von vielen, vielen Schülerinnen und Schülern – hochgerechnet sicherlich tausende – die in über 3 Jahrzehnten Schuldienst von ihm unterrichtet und somit auch durch ihn geprägt wurden.
Dafür allein gebührt Respekt und Dank.
Offenbar ganz besonders verdient gemacht hat er sich dadurch, dass er eine Partnerschaft mit einer französischen Schule in der Nähe von Besançon ins Leben rief.
Diesen besonderen Verdienst bestätigten mir einige seiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich mich in den vergangenen Tagen über Karl Guther unterhalten habe.
Die Partnerschaft mit Gy hatte über 20 Jahre lang Bestand und zum Jubiläum gab es offenbar sogar eine dreiwöchige Etappenreise von Gy über Paris nach Gerhausen – heute unvorstellbar und – noch unvorstellbarer – scheute sich Karl Guther nicht, selbst den Bus zu steuern, was für ihn offenbar eine Selbstverständlichkeit war.
An dieser Stelle muss auch seine Ehefrau erwähnt werden, denn:
Es war für SIE eine Selbstverständlichkeit, ihren Mann zu unterstützen, indem SIE selbst – ganz ohne eigenen beruflichen Bezug zur Gerhauser Realschule, ohne direkte Verpflichtung – bei Schulfesten aktiv wurde und Gäste im Rahmen der Partnerschaft bei sich zuhause privat aufnahm. Das zeugt von ECHTER Unterstützung – und sicherlich von GROßER Liebe für ihren Ehemann und dessen Beruf.
Ich verneige mich vor Rosa Guther und möchte den Satz „Der gute Herr Guther“ abändern in „Die guten Guthers“:
Viele Menschen wurden durch die Arbeit von Karl Guther, aber auch durch die Unterstützung von Rosa Guther maßgeblich geprägt.
Und so gibt es tatsächlich heute Lehrkräfte an unserer Schule, die von Herrn Guther unterrichtet wurden.
Auf diese Weise gereichen auch heute noch in den Räumen der Realschule in Gerhausen Menschen Karl Guthers Erbe ein ehrendes Andenken.
Im Namen des Regierungspräsidiums Tübingen, im Namen des Staatlichen Schulamtes Biberach sowie und in allererster Linie im Namen der Schulgemeinschaft der Karl-Spohn-Realschule Blaubeuren-Gerhausen sagen wir von Herzen Danke und verneigen uns vor einem Lehrer durch und durch; einem Kollegen, der seinen Beruf geliebt – und gelebt hat:
Danke, Karl Guther.
Marco Werz
Realschulrektor